top of page

Evidenz

Das Refocus Trainingsprogramm wurde in Großbritannien durch die Universität Nottingham, das Kings College und dem National Institute for Health Research (NIHR) SLAM Partners in London entwickelt und veröffentlicht [1, 2]. Durch die Monash University in Australien wurde das Refocus - Pulsar Program noch weiter ergänzt [3]. Beide Programme sind durch Randomisierte Studien wissenschaftlich untersucht worden [4, 5]. Für die deutschsprachige Verwendung wurde das Programm überarbeitet und adaptiert [6].

Publikationen

Lehrbuch ambulante psychiatrische Pflege

Das Lehrbuch für die ambulante psychiatrische Pflege ist durchgehend auf eine Recovery-orientierte Praxis ausgerichtet. Es beinhaltet auch viele Elemente der Recovery Coach Ausbildung und gibt eine Übersicht über die praktische Anwendung Als Autorinnen und Autoren des ersten umfassenden Lehrbuchs zur ambulanten psychiatrischen Pflege berichten wir über • die Entwicklung der ambulanten psychiatrischen Pflege (APP bzw. pHKP) in Deutschland und der Schweiz • die professionelle Grundlagen der pHKP und die pflegerisch recovery-orientierten Grundhaltung • die Organisationselemente der APP, von der Tourenplanung über Dokumentation, Marketing bis hin zu Qualitäts-, Aufnahme-, Change- und Selbstmanagement • den Pflegeprozess der APP, wie auch das prozessorientierte REACH-Modell zur Recovery-Orientierung • rechtliche Grundlagen zu Zulassungsbedingungen, Gewaltvermeidung, Zwangsbehandlung, Haftungsrecht und Datenschutz in Deutschland und der Schweiz • die therapeutische Angebote der Psychotherapie, Angehörigen- und Peer-Group-Arbeit, Teilhabeförderung und Strukturierungsangebote bei komplexen Erkrankungen • spezifische Behandlungssettings für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und alte Menschen, ergänzt um forensische und transkulturelle Angebote • 36 Konzepte und "Handlungsräume", die von Aggressivität, über Adherence, Angst, Chronizität, Essen, Humor, Hoffnung, Identität, Integration, Kommunikation, Langeweile, Machtlosigkeit, Manipulation, Migration, Privatheit, Recovery, Scham, Schlaf, Selbstkonzept, -vernachlässigung, -verletzung, Sexualität, Trauma, Trauer, Vertrauen, Verwirrtheit, Wellbeing bis hin zu Zwang reichen. ISBN: 9783456856919

Ingo Tschinke, Udo Finklenburg, Beatrice Gähler, Tim Konhäuser (Hrsg.)

90a441_bd3d41a9f58746d7bdb847c5493fd6ac~
978-3-17-042194-3_g.jpg

Recovery-orientierte Praxis in der psychiatrischen Pflege

Kritische Reflexion, praktische Umsetzung und Zukunftsaussichten

Persönliches Recovery bedeutet (Wieder-)Gesundung oder Genesung. Dies benötigt eine Recovery-orientierte-Praxis in der psychiatrischen Versorgung, die durch eine Werte- und Recovery-orientierte Haltung geprägt und in der Lage ist, das Wissen über die Möglichkeiten des persönlichen Recovery und die dazugehörigen Interventionen zu leisten. Menschen mit einer psychischen Erkrankung können durch das persönliche Recovery eine Veränderung ihrer Lebenssituation trotz bestehender Symptome erleben. Dabei geht es darum, dass Betroffene Hoffnung, einen neuen Lebenssinn und Neuausrichtung ihrer Identität entdecken. Dazu kommen Betroffene, Mediziner und Pflegende zu Wort und stellen ihre Erfahrungen mit der psychiatrischen Versorgung dar. Im Weiteren gibt das Buch einen Überblick über Grundlagen/Theorien zum persönlichen Recovery, fundiert durch evidenzbasiertes Wissen aus Pflege, Medizin und Versorgungsforschung zu Recovery. Die momentanen Versorgungsrealitäten werden den Veränderungsbedarfen in den Bereichen Medizin und Pflege gegenübergestellt und es werden konkrete Ideen zur Umsetzung von Recovery in der Praxis aufgezeigt. ISBN 978-3-17-042194-3

Rezension : Eine überfällige Wegbeschreibung Vielerorts heißt es, dass die Beziehungsarbeit in der psychiatrischen Begleitung ein Schlüssel zur Genesung sei. Allerdings bleiben die meisten Menschen, die dies behaupten, einen Nachweis schuldig. Unter anderem steht immer wieder die Frage im Raum, wie Beziehung denn messbar sei. Der Pflegewissenschaftler Ingo Tschinke und die Genesungsbegleiterin Melanie Rogner liefern nun einen nachvollziehbaren Beweis dafür, dass eine gute Beziehung zwischen einem unterstützungsbedürftigen und einem hilfebereiten Mensch Wege zur Genesung ebnet, auch wenn bei ihnen Messbarkeit nicht im Zentrum steht. Sie haben ein beeindruckendes Buch geschrieben, das mit dem Titel »Recoveryorientierte Praxis in der psychiatrischen Pflege« auf sich aufmerksam macht. Der Titel des Buchs klingt nüchtern, die Inhalte sind abwechslungsreich und lebendig. Was macht den inhaltlichen Profit aus? Was Rogner und Tschinke beschreiben, erinnert an eine Reisebeschreibung. Sie blicken auf seelische Krisen der krisenerfahrenen Autorin zurück, verschweigen zugleich keine Missverständnisse, die der vermeintliche psychiatrische Profi auf den vielen Wegen der pflegerischen Begleitung während psychischer Erschütterungen mit sich getragen hat. Das Buch ist alles andere als ein Dokument der individuellen Selbstdarstellung, vielmehr zeigt es ein geduldiges und um Empathie bemühtes Miteinander. Dabei versucht sich das Autorengespann in einem ständigen Wechsel der Perspektiven. Jedes Kapitel ist so gestaltet, dass die Sichtweise von drei Betroffenen als Ausgangspunkt des gemeinsamen Diskurses gewählt wird. Im Anschluss bringt sich Tschinke mit der pflegerischen Perspektive ein. Den Schlusspunkt setzt dann in fast allen Kapiteln der Psychiater Uwe Gonther aus ärztlich-psychotherapeutischer Perspektive. Die Beiträge überzeugen durch große Offenheit bei der Darstellung der eigenen Lebenswege. Dies bedeutet natürlich einen großen Vertrauensvorschuss, den die krisenerfahrenen Menschen nicht nur Tschinke und Gonther entgegenbringen. Letztendlich profitieren die Leserinnen und Leser in gleicher Weise davon. Tschinke betont in seinen einführenden Worten die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels in der Haltung psychiatrisch Tätiger, wenn sie die Recovery-Idee im persönlichen Handlungsfeld umsetzen wollen. Er selbst drückt im Buch seine Ernüchterung darüber aus, dass auch er selbst in der Vergangenheit Menschen in der ambulanten psychiatrischen Versorgung hospitalisierte anstatt sie auf ihrem Weg zu mehr Selbstverantwortung, der Rückgewinnung von Sinnfindung und der Verbesserung der Lebensqualität zu unterstützen. Nach Kenntnis des Rezensenten ist das Buch bisher einzigartig in seiner Art, wie es Recovery greifbar macht und fernab jeder Geschwätzigkeit zu lesen ist. Psychiatrisch Tätige müssen sich darauf einlassen – wie sie sich auch auf die Arbeit mit seelisch erkrankten Menschen einlassen müssen. Wenn das Autorenteam das erste Kapitel »Recovery – ein Wort, drei Bedeutungen und fünf Auslegungen« nennt, dann zeigt dies, dass es hier nicht darum geht, eine bestimmte Wahrheit zu verkünden. Die Biografie-Arbeit wird als ein »Verstehen im Kontext« interpretiert. Und auffällig ist, dass Tschinke und die krisenerfahrenen Autorinnen die »Verantwortungsübernahme im Recovery-Prozess« unterstreichen. Ein Zitat spricht nicht nur für sich, sondern steht auch beispielhaft für das ganze Buch: »Verantwortung zu übernehmen, heißt auch eine Wahlmöglichkeit zu haben und scheitern zu dürfen. Verantwortung zu übernehmen, heißt auch für die Psychiatrietätigen Verantwortung abzugeben …« (S. 148) Christoph Müller in Soziale Psychiatrie

Ingo Tschinke, Melanie Rogner

978-3-17-042194-3_g.jpg

Verstehen in der psychiatrischen Pflege

Beiträge für erweiterte pflegewissenschaftliche Perspektiven

Menschen leben, denken und handeln im Alltag. Dabei erleben sie eine gemeinsame Lebenswelt. Das Wesen der psychiatrischen Pflege ist das Verstehen der subjektiven Wirklichkeit eines Menschen, das Erkennen der Motivation für Veränderung und die Unterstützung bei der Neudefinition des Sinns von Identität. Doch was bedeutet "Verstehen", welche Denk- und Handlungsansätze gibt es für die klinisch-psychiatrische Pflege? Unter dieser Fragestellung werden pflege-, sozial- und geisteswissenschaftlich ausgerichtete Betrachtungsweisen herangezogen. Der Herausgeberband möchte psychiatrischen Pflegefachpersonen fundierte und innovative Perspektiven für mögliche Wege zum Verstehen psychisch erkrankter Menschen aufzeigen. Ingo Tschinke möchte in seinem Beitrag in diesem Buch zur Auseinandersetzung mit der philosophischen Sichtweise auf die Seins-Ebene und die Sinnhaftigkeit von Leben anregen. Die Werte-Orientierung des Recovery-Konzeptes sieht er als Brücke für das Verstehen der Wandlung psychisch erkrankter Menschen hin zu Menschen, die sich auf ihrem Genesungsweg befinden. Zur Vertiefung werden die Bezugsvariablen des CHIME-Modells unter philosophischen Aspekten der Phänomenologie und des Existenzialismus betrachtet. Zur Werte-Orientierung des Recovery wird die sinnorientierte Psychotherapie (Logotherapie) von Viktor E. Frankl herangezogen. Zukünftige Projekte der Pflegeforschung sollten werteorientiertes Pflegehandeln, vor dem Hintergrund der werteorientierten Betroffenenerwartungen aufgreifen. ISBN 978-3-17-039690-6

Sabine Weißflog, Julia Lademann (Hrsg.), Ingo Tschinke (Beitrag)

[1] Slade, Mike; Bird, Victoria; LeBoutillier, Clair; Farkas, Marianne; Grey, Barbara; Larsen, John et al. (2015):Development of the REFOCUS intervention to increase mental health team support forpersonal recovery. In: The British journal of psychiatry: the journal of mentalscience 207 (6), S. 544-550. DOI: 10.1192/bjp.bp.114.155978

 

[2] Bird, Victoria; Leamy, Mary; Le Boutillier, Clair; Williams, Julie; Slade, Mike(2014): REFOCUS (2nd edition). Hg. v. Promoting recovery in mental healthservices. Rethink Mental Illness. London

 

[3] PULSAR-REFOCUS team. PULSAR manual: recovery-promotingrelationships and working practices for specialist and community mental healthservices (or secondary care staff), 2nd edn. Melbourne: Monash University,

 

[4] Slade, Mike; Bird, Victoria; Clarke, Eleanor; LeBoutillier, Clair; McCrone, Paul; Macpherson, Rob et al. (2015): Supporting recovery in patients with psychosis through care by community-based adultmental health teams (REFOCUS). A multisite, cluster, randomised, controlledtrial. In: The Lancet Psychiatry 2 (6), S. 503-514. DOI:10.1016/S2215-0366(15)00086-3

 

[5] Meadows, Graham; Brophy, Lisa; Shawyer, Frances;Enticott, Joanne C.; Fossey, Ellie; Thornton, Christine D. et al. (2019):REFOCUS-PULSAR recovery-oriented practice training in specialist mental healthcare. A stepped-wedge cluster randomised controlled trial. In: The LancetPsychiatry 6 (2), S. 103-114. DOI: 10.1016/S2215-0366(18)30429-2

 

[6] Tschinke, Ingo (2018): Kulturelle Adaption des REFOCUSManuals für Recovery Gespräche in der ambulant psychiatrischen Pflege. In:Sabine Hahn et al. (Hg.): „Gute Arbeit“. Eine Herausforderung für diepsychiatrische Pflege in Praxis - Management - Ausbildung - Forschung. Bern:Verlag Berner Fachhochschule, S. 259-263.

bottom of page